HÜBSCHER, SCHNELLER, BESSER? ÜBER KONSTANTE SELBSTOPTIMIERUNG

Donnerstag, 14. November 2024

In den sozialen Medien kann die Welt schnell perfekt und makellos wirken. Da sind lauter hübsche Menschen mit keiner einzigen Hautpore oder gar Pickeln, die den perfekten Körper haben und ihren idealen Lifestyle auf Social Media zeigen. Häufig natürlich auf Instagram oder TikTok - zwei nicht nur beliebte, sondern auch sehr visuelle Plattformen. Dabei handelt es sich meistens um Tipps, wie man das eigene Leben verbessert: Indem man früher aufsteht, mehr schafft, besser aussieht und die bestmögliche Version seiner selbst wird. Doch geht das auf?


 


Der "that girl"-Trend verkörpert dies am ehesten für mich. Ein "that girl" ist meist eine junge hübsche und erfolgreiche Frau, die ihr Leben "im Griff hat". Sie hat perfekte Haut, wunderschöne Haare, tolle Outfits, macht regelmäßig Sport und isst super gesundes (und noch dazu ästhetisches) Essen. In der Freizeit ist sie übermäßig fleißig, arbeitet und lernt viel, kümmert sich um sich selbst und macht regelmäßig Sport. Alles an ihr wirkt makellos, sodass sich unter #thatgirl auf den Plattformen die verschiedensten Tipps finden lassen.


Und neben all diesen Tipps darf natürlich eins nicht fehlen: die passenden Produkte, um den zuvor beschrieben Lebensstil zu erreichen. Besonders auf Pinterest gibt es unzählige Collagen und Empfehlungen zu Produkten, die man definitiv braucht und mit denen man ebenfalls ein that girl werden kann - oder jedenfalls die Hoffnung darauf bekommt.



Und dieser Trend ist für mich wie ein Sinnbild: Fleiß, Ausdauer, Stärke - all das sind ja irgendwie auch Attribute dieses Trends. Und so wird das Ideal der ständigen Selbstoptimierung aufrecht erhalten und weiterhin gepusht. Mehr Arbeit, mehr Konsum und mehr Produkte, mehr Sport, mehr Fleiß, mehr, mehr, mehr!

Und versteht mich nicht falsch: Selbstoptimierung kann durchaus ein inspirierendes Konzept sein. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich mich nie nach ähnlichen Beiträgen in den sozialen Medien umgesehen hätte. Denn tatsächlich kann es inspirierend sein, Tipps für einen "besseren" Lebensstil zu bekommen. Ich persönlich muss einfach zugeben, dass ich mich gerne mal von sozialen Medien gerade bei Kaufentscheidungen inspirieren lasse - und das muss sicherlich nichts schlechtes sein.


Doch wenn sich diese Inhalte - gerade durch Algorithmen - häufen und wir fast ausschließlich nur noch Bilder und Videos von den ganzen vermeintlich perfekten Menschen sehen, könnten wir neben all der Inspiration auch schnell den Eindruck gewinnen, nicht gut genug zu sein. Weil man es selbst vielleicht nicht schafft, jeden Tag um 5 Uhr morgens aufzustehen, stundenlang Sport zu machen, gesund zu essen und dann mit bester Laune und Organisation und dem natürlich ebenfalls besten Makeup auf der Arbeit oder im Studium zu glänzen. Es kommt unwillkürlich zu einer Art Druck- und Vergleichssituation, die gerade für junge Menschen kritisch werden kann. Und auch ich merke schnell, dass es die eigenen Ideale und die Selbstliebe beeinflussen kann, weil dieses ununterbrochene Leistungsprinzip nicht für immer aufrecht erhalten werden kann.
"Selbstoptimierung ist nur dann heilvoll, wenn sie aus Freude geschieht, nicht aber aus Angst" - Maria Sanchez

Natürlich lade auch ich von mir die für mich schönsten Fotos hoch und retuschiere unreine Haut oder einen nervigen Pickel. Aber ich habe für mich erkannt, dass hinter all diesen Selbstoptimierungskonzepten eben auch kapitalistisches Denken steht und dass es auch mal gut ist, sich hiervon zu distanzieren. Sicherlich werde ich mich vom nächsten Produkttrend ebenfalls beeinflussen lassen. Aber ich weiß mittlerweile auch, wie wichtig Achtsamkeit und Pausen sind. Dass wir nicht 24/7 perfekt aussehen müssen und uns ständig beweisen müssen. Dass Pausen eben wichtig sind - gerade um erholt zurück in den Alltag zu starten. 



Selbstoptimierung kann als Trend inspirierend sein, aber leider auch eben sehr ernüchternd. Für mich ist Reflektion und ein nicht zu übermäßiger Konsum von sozialen Medien die Lösung hierzu. Natürlich fällt aber gerade letzteres einem mal schwer, da die Plattformen schnell eine Sogwirkung haben können. 

Wie steht ihr zu dem Thema?

Lara


No Comments Yet, Leave Yours!